Die Brezel in München sind besonders gut! Der Teig ist luftig, die Butter zart salzig.
Es ist Samstagnachmittag, die Menschen taumeln durch die Strassen, geniessen die ersten Frühlingstage und schlemmen im Rischart Kaiserschmarren. Der Rummel ist mir zu viel. Wo ist die Ruhe der letzten Tage nur geblieben? Sie liegt abseits der Städte.
Eine Woche bin ich nun unterwegs. Es kommt mir aber wie eine Ewigkeit vor. Vieles durfte ich schon erleben. Der Übergang vom kalten Winterstart im Kiental, über die sonnige Fahrt am Bodensee entlang hin zu warmherzigen Begegnungen auf der Strasse bis zur eisig kalten Nacht im Zelt.
Wenn ich so an die erste Woche zurück denke, kommt mir als erstes Michael in den Sinn. Wir fuhren etwa 10 Kilometer gemeinsam. Erst am Vortag hat er sein rostiges Fahrrad fahrtüchtig gemacht. Er war auf dem Weg zu einem Freund. Birken schneiden. Aber der Freund scheint ihn über’s Ohr zu hauen.
Michael fährt eine alte Karre, die an so manchen Stellen neu lackiert werden muss. Der Deal mit dem Freund: er repariert ihm die Karre und Michael schneidet die Bäume rund ums Haus! Die Karre ist schon lange wieder in Ordnung aber der Freund findet immer noch etwas das noch schnell, schnell erledigt sein sollte. Seit Tagen ist Michael dran. Es sei ein unfairer Deal. Da musste ich Nachhacken! «Aber wenn Deine Karre wieder in Ordnung ist und Du den Deal schon lange eingelöst hast, warum verlangst Du nicht etwas? Oder machst einen neuen Deal? Sonst ist das ja unfair!».
Wir setzten uns auf eine Bank und Michael erklärt mir, «weisst Du, nur Gott weiss was fair ist und was nicht. Es hat schon seine Richtigkeit. Manche Menschen haben weniger, manche mehr. Die einen haben es einfacher, die anderen schwerer. So ist das nun mal im Leben. Ich muss los, der Meister wartet, dir wünsche ich eine gute Weiterfahrt und Grüss mir die Welt!».
Seine Worte waren kurz, knapp und glasklar. Bevor er davon fährt reiche ich ihm eine Schokoladenreihe, habe ich im Gwatt von Marianne zugesteckt bekommen. Er
lächelte und fuhr davon.
Auch wir fuhren weiter, Milena begleitet mich noch ein paar Tage. Eine tolle Starthilfe. Sie macht das so gut, bewundere sie! Eine Art des Reisens, die sie nicht kennt. In der ersten Nacht im
Zelt bekommt sie es mit der Angst zu tun.
Ganz ruhig liege ich im wohlig, warmen Schlafsack. Sie schreckt aus dem Nichts auf: «Thesi, es ist jemand da! Wo ist der Pfefferspray? Schnell!». Ich spüre ihren Adrenalinschub bis zu mir rüber! «Ganz ruhig. Es ist der Wind, die Zeltplane flattert ein wenig darin, alles ist in Ordnung Milena! Atme ruhig, bringe Deinen Puls runter!». Ja die Nacht ist anders. Geräusche sind intensiver. Auch ich brauche noch ein paar Nächte um den Tiefschlaf zu finden.
Via Theresienwiese fahren wir in München am Marienplatz ein. Hajar eine gute Freundin aus dem Iran, welche ich in Nepal getroffen habe, springt auf mich zu. Was für ein Wiedersehen.
Minuten später steht Mama vor mir und nimmt mich in die Arme. Einfach nur schön! In der Hand hält sie eine grosse Tasche mit vielen Karten und Geschenken die ich letzten Samstag im Kiental bekommen habe. Also los, die mache ich jetzt in aller Ruhe auf und geniesse die Zeilen von Freunden.
Viele Menschen haben niemanden mehr. Sind alleine. Nur die Stimme aus dem Radio bricht die Stille – Welch ein riesenglück ich doch habe, so viele liebe Menschen zu kennen!
Servus aus München, euer Thesi.
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Doris (Sonntag, 11 März 2018 15:38)
Hallo Thesi...ab jetzt gilt‘s ernst...!!!
Ich wünsche Dir gute Weiterreise und viele Begegnungen, die diese lange Reise ja zu DEM machen, was sie werden will -
E I N M A L I G - wie Du. Bhüet Di! � Doris
Patrik kirtap.ch (Sonntag, 11 März 2018 20:42)
Servus nach München!
Heute war so ein "Fauler-Sonntag-Wetter" in Bern - und Du bist unterwegs. Hoffe, der Frühling begleite Dich fortan konstant, so dass Du gegen Osten dem Sommer entgegen radeln kannst. Aber vorher noch München und die Tage mit Mama geniessen - und zum Brezel darf es ruhig auch ein Bier sein :-).
So oder so wünsche ich Dir gute Fahrt - folge Deinem Traum - ich folge Deinem Blog.
LG
Patrik
Seelenreise (Dienstag, 13 März 2018 10:06)
Liebe Maria-Theresia,
Danke für diesen schönen und lebensnahen Bericht. Vor allem die Zeilen über die Begegnung mit Michael haben mich tief berührt ...."eine Seele von einem Menschen", sagt man doch dann im Volksmund.
Deine Schilderung der Zeltnächte erinnern mich an meine Zeit zwischen 18 und 28 Jahren, während der ich viel mit Zelt und Schlafsack unterwegs war, in Sommernächten manchmal nur mit Schlafsack, und auch lernte, mit diesen vielen nächtlichen Geräuschen zu leben ...sie fordern uns und werfen uns auf uns selbst zurück. Eine gute Erfahrung.
Ich wünsche dir eine gute Weiterreise und ich freue mich schon auf den nächsten Bericht. So schnell, wie du unterwegs bist, wird ja wahrscheinlich auch Prag schon in ein paar Tagen in Sicht sein. Hebs guet zämme mit dim Fredy.
Herzliche Grüsse,
Heidi
SILVIA (Freitag, 16 März 2018 17:03)
ENDLICH HABE ICH DEINE BERICHTE GEFUNDEN - ICH HABE MIR SCHON GEDACHT, ICH HÄTTE NICHT DIE RICHTIGE HP-ADRESSE. ABER ICH HABE ZUWENIG NACH UNTEN GESCROLLT! FINDE ES SPANNEND WIE DU SCHREIBST UND DU BIST JA SCHON IN MÜNCHEN ANGEKOMMEN.
LIEBE THESI ICH WÜNSCHE DIR EINE GUTE WEITERREISE. LIEBS GRÜESSLI USEM AARGAU