Super-Taifun. Hier auf Okinawa war ich 1200 Kilometer Luftlinie von Osaka entfernt. Es windete und wir wurden aufgefordert nicht ins Meer zu gehen. 1200 Kilometer!! Kann mir gar nicht vorstellen wie heftig das in Osaka war.
Erdbeben in Hokkaido. Japan ist erneut betroffen!
Immer wieder bin ich beeindruckt wie stark die Natur ist – meine Gedanken bei den Betroffenen.
63 Kilogramm Total. Mist! 37 sind erlaubt. Das China Airlines Personal ist morgen bestimmt gut gelaunt und drückt beide Augen zu. Sitze vor meiner Kartonbox. Ein
trister Anblick. Die Palmen, das helle Holz und Maruboshi hinter der Theke im Aloha-Bulmenshirt tragen die Hawaii-Stimmung ins Haus. Hellt auf! Es ist so ein anderes Japan hier.
Wieder einmal war es eine Punktlandung!
Radle nach einer schlaflosen Nacht bei 33° Grad im Park früh los. Der letzte Tag auf der Insel Kyushu, die südwestlichste Hauptinsel. 115 Kilometer bis nach
Kagoshima. Die Fähre legt um 18:00 Uhr ab. Einschiffen für Passagiere mit Vehikel ist um 17:00 Uhr. Schaff ich. Die Rechnung habe ich aber ohne die Hügel gemacht! Die haben’s in sich. Steile
Aufstiege. Starke Gefälle. Ach, wenn ich es nicht schaffe, nehme ich erst Morgen die Fähre.
Eine junge Dame hält an und streckt mir Kühltücher entgegen. So lieb! Wische mir grosszügig das Schweiss-Salz aus dem Gesicht und sie springt auf: «No, NO! Menthol!» Auweia. Ja, das brennt
ganz schön! Ansonsten sind die Tücher super! Kühlen herrlich! «Habe Dich jetzt schon dreimal überholt, jetzt musste ich anhalten. Weisst Du, ich bin mir sicher 99% die dich überholen denken
FIGHT! Beisse! Bleib dran! Wo willst Du heute hin?» Kagoshima! «Oh das ist noch weit, schaffst Du aber!» Im Rückspiegel sehe ich, wie sie mir nachwinkt. 17:00 Uhr und ich bin erst Stadteingangs.
Jetzt aber Hü! 17:30 Uhr bin ich endlich am Fährhafen. «Hallo, krieg ich noch ein Ticket für die 18:00 Uhr Fähre?». «Ja sicher!». «Hab noch ein winziges Fahrrad dabei und ein, zwei Taschen!».
«Oh, dann aber speedy!». Als der gute Herr das Göppeli sieht wird im fast übel. «Very speedy! Eine Tasche kannst Du mitnehmen. Welche? Wir laden ein!» Oje, Zahnbürste in der Vorderen. Auflade
Kabel in der Anderen. Trockene Kleider in der Hinteren. Brauche 4 Minuten! «Das ist zuviel. Wir machen’s so, du fährst selber in den Laderaum, dort wird dich einer abholen und dann kannst Du auf
dem Schiff in aller Ruhe deine Sachen suchen». Er ist ein Goldschatz und ich ein Huhn.
Im Laderaum herrscht Tumbler-Klima! Heiss! Lastwagen, Container, Eisen einfach riesig! Packe um und im Nu bin ich auf Deck. Mist, habe trockenes Shirt und frische Unterwäsche vergessen. Stehe nun
wie ein gackerndes Huhn vor der Laderaumtüre. Kann noch einmal runter, uff Danke Du Goldschatz! 25 Stunden bis nach Naha. Im 40-er Dorm.
Bin begeistert wie die Japaner bei Flutlicht und Non-Stop TV problemlos schlafen können. Hat auch jeder eine Augenbinde. Mein Schweisstuch tut’s auch! 05:00 Uhr, die Dame links von mir liegt auf
dem Rücken und fährt Luftvelo. Manche kriegen auch nie genug davon!
Die «Insel der Hundertjährigen» gefällt mir auf Anhieb. Okinawa gilt als Region mit der Weltweit höchsten Lebenserwartung. 100 wird ich hier aber sicher nicht!
Bei Amerikanern komme ich für die nächsten Tage unter. Sie arbeitet bei der Navy, Shawn bei der Marine. Sie haben sich ausserhalb vom Camp Foster eine hübsche
Wohnung gesucht. Tausende Amerikaner leben hier! Es soll der «unversenkbare Flugzeugträger» der USA sein. Sie geben mir den Schlüssel: «Fühl Dich wie Zuhause – wir sind fast nie Zuhause! Das ist
dein Zimmer, hier dein eigenes Bad, der Kühlschrank ist voll, nimm einfach! Kannst bleiben so lange Du willst. Internet ist high speed! Wenn Du gehst, schliess einfach die Türe ab und leg den
Schlüssel unter die Matte! Am Freitag reise ich kurz in die USA und Shawn muss für eine Aufklärung Richtung Philippinen. Geniesse es! See you...maybe». Bin drei Tage hier und habe sie zweimal
gesehen. Ihr Vertrauen? Grenzenlos! Unglaublich! Gerne hätte ich ihre ganze Geschichte gehört. Bestimmt spannend. Danke für Alles!
Die Box steht immer noch so farblos vor mir.
Freddy ist verstaut. Er ist unglücklich! Versteht nicht warum er in eine Box muss. Hab alles probiert - es gibt tatsächlich kein Schiff nach Taiwan. Der Flug ist gebucht.
Knappe Stunde nach Taipeh. Knappe drei Monate in Japan.
JAPAN – es war mir eine Ehre! Drei Monate durfte ich Dich bereisen. Es waren prägende Wochen. 4500 Kilometer.
Als ich ankam, hast Du mich mit strömendem Regen in Hokkaido begrüsst. Auf der Hauptinsel Honshu hast Du mein Durchhaltewillen bei enormer Hitze auf die Probe gestellt.
Durch spannende Städte durfte ich radeln: Sapporo. Hakodate. Sendai. Fukushima. Kyoto. Nagoya. Tokyo. Osaka. Hiroshima. Fukuoka. Naha.
Vom nördlichsten Punkt durfte ich bis ganz in den Süden pedalen. Unvergesslich der Aufstieg und Sonnenaufgang auf Mount Fuji. Wunderschöne Tempel. Von so mancher Parkbank aus konnte ich mit
sicherem Gefühl die Sterne und den Mond beobachten.
Aber Japan…was alles topt…die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen denen ich begegnen durfte!
Die Begegnungen machen Dich unvergesslich!
DANKE für diese kostbare Zeit.
Die letzten Grüsse aus Japan
Euer Thesi
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Heinz (Donnerstag, 06 September 2018 21:04)
Hey Maria-Theresia
Nun melde ich mich auch wieder einmal in deinem Blog. Ich bin sonst eigentlich ein "stiller Begleiter" deiner zweiten grossen Reise, sitze sozusagen in den hintersten Rängen und verfolge von dort aus mit Interesse und Bewunderung dein grosse Abenteuer. Die meisten deiner Blog-Eintragungen lese ich meiner Frau vor und nicht selten rinnen dabei Tränen der Rührung. So auch bei der Geschichte über Mayumi. Ich habe ihr diese Woche auch eine Grusskarte aus Wimmis geschickt.
Es ist wunderbar: du bist als Botschafterin des Guten in den Menschen unterwegs und hilfst damit, für uns "Daheimgebliebene" das Bild, welches wir über die Medien geliefert bekommen, wieder etwas zurechtzurücken. Vielen Dank dafür!
Nun geht deine Reise weiter nach Taiwan. Falls du nach Tainan kommst: von dort stammt unsere Schwiegertochter Pailing, die Frau unseres älteren Sohnes.
Die Ostküste ist wunderschön. Leider wird dort jetzt eine Autobahn gebaut und die alte, pittoreske Strasse zerfällt.
Ich wünsche dir weiterhin gute Fahrt und immer einen aufmerksamen Schutzengel.
Heinz Grünig, Wimmis